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Titel des Dokuments: Regionale Informationen
Lesenswert: Buch "Von Auschwitz nach Nürnberg - Das KZ-Außenlager der Siemens-Schuckertwerke" (Dezember 2024)
Das 2020 im Sandberg-Verlag erschienene Buch (hier klicken!) ist auch heute noch lesenswert, zeigt es doch, wie das KZ- und Zwangsarbeitersystem der Nazis im lokalen Rahmen funktionierte und wie in diesem Fall die Firma Siemens nicht nur davon profitierte, sondern auch organisatorisch beteiligt war. Ausführlich kommen in dem Band auch die Opfer zu Wort.
Rechte Gewalt in Bayern 2023 - Aktuelle Publikation von B.U.D. (Mai 2024)
Laut B.U.D. (Beratung, Unterstützung, Dokumentation für Betroffene rechter Gewalt) waren im Jahr 2023 in Bayern (ohne Stadtgebiet München) insgesamt 125 rechtsgerichtete Angriffe zu verzeichnen, darunter ein Tötungsdelikt und zwei versuchte Tötungsdelikte.
Zur aktuellen Publikation von B.U.D.: hier klicken!
Zur München-Chronik: hier klicken!
Erlanger AntifaschistInnen zu den Bauernprotesten (Januar 2024)
Die Erlanger AntifaschistInnen der "Gruppe Antithese" haben lesenswerte Einschätzungen zu den Bauernprotesten in der Region und den Versuchen extrem Rechter geschrieben, darauf Einfluss zu nehmen: hier klicken!
Neue Broschüre: In Gedenken an Klaus-Peter Beer – Neonazistische Gewalt und antifaschistisches Erinnern in Amberg (September 2022)
Das Bündnis gegen das Vergessen, ein Zusammenschluss verschiedener antifaschistischer Initiativen, Gewerkschaften und Einzelpersonen aus dem Raum Amberg, hat eine neue Broschüre veröffentlicht: "In Gedenken an Klaus-Peter Beer – Neonazistische Gewalt und antifaschistisches Erinnern in Amberg".
Einleitend heißt es: "Der Mord an Klaus-Peter Beer 1995 durch zwei Neonazis war in Amberg lange Zeit kein Thema. Er wurde verschwiegen und verdrängt. Das Gedenken an Klaus-Peter Beer durch antifaschistische Initiativen wurde über Jahre hinweg ignoriert oder gar bekämpft. Erst in letzter Zeit scheint sich dies dank der anhaltenden antifaschistischen Proteste langsam zu ändern. Anlässlich des 25. Todestages von Klaus-Peter Beer beschäftigte sich der Stadtrat erstmals mit dem Mord und beschloss die Anbringung einer Gedenktafel. Außerdem wurde Klaus-Peter Beer offiziell als Opfer rechter Gewalt in die polizeiliche
Kriminalstatistik aufgenommen. Es ist etwas in Bewegung geraten und daher ein guter Zeitpunkt, den langen Kampf gegen das Vergessen Revue passieren zu lassen".
Hier der Link zum Download der Broschüre.
Neues Buch des Fürther Autors Leonhard F. Seidl: Wahrlich ein Kriminalroman (Mai 2022)
Der in Fürth lebende Schriftsteller Leonhard F. Seidl hat ein sehr lesenswertes, offensichtlich mit viel Recherchearbeit verbundenes Buch geschrieben. Auf dem Umschlag steht "Kriminalroman", und tatsächlich spielt ein Mord im Deutschland der 1920er Jahre eine wichtige Rolle: Der Mord eines Nazis an einem Fürther Sozialdemokraten namens Max Schmidtill. Der Mörder Hans Schachtel wurde freigesprochen, schreibt Seidl in einer Nachbemerkung, "wie so viele rechtsextreme Mörder in der Weimarer Republik und heute".
Die Handlung weicht stark von den üblichen Krimiklischees ab, verdient aber angesichts der Weimarer Verhältnisse die oben genannte Genreeinordnung durchaus. Kriminell das Verhalten vermeintlicher Gesetzeshüter, die bei antidemokratischen Gewalttätern meist beide Augen zudrückten, nicht aber bei Linken; kriminell das Verhalten gewalttätiger rechter Studierender und völkischer Aktivisten; "kriminell" beschissen die Lebenssituation der ArbeiterInnen einer Fürther Glasfabrik.
Eine bizarre Rolle als Verschwörer gegen die damalige Presselandschaft spielt der demokratiefeindliche und reaktionäre Philosoph Oswald Spengler, der an einigen Stellen genussvoll als tapsiger und verlogener alter Mann dargestellt wird. Das in guter Tradition: Kurt Tucholsky beschimpfte Spengler 1931 unter anderem als "gipsernen Groschen-Napoleon".
Der Fürther Anarchist Fritz Oerter und dessen Tochter Emma sind ein wichtiger Teil des Personals und bringen Farbe in den Krimi, der auch versucht, anhand der zwei jüngeren Protagonisten - Max und Emma - die Irrungen und Wirrungen des privaten Lebens in einer schwierigen Zeit einzufangen. Die korrekt dargestellte linke Uneinigkeit bis hin zur Feindseligkeit und die daraus resultierende Schwäche im Kampf gegen den aufkeimenden Faschismus entsprechen leider den historischen Tatsachen. Insgesamt wahrlich ein Kriminalroman.
Leonhard F. Seidl: Vom Untergang. Edition Nautilus, 18 Euro.
Bamberg: Initiative "Stay Calm Bamberg" klärt auf / "Stay Awake Bamberg radikalisiert sich weiter" (Februar 2022)
Im Folgenden der Link auf ein Aufklärungsvideo der Initiative "Stay Calm Bamberg", das für sich spricht. Dokumentiert wird eine zunehmende Radikalisierung der rechtsoffenen "Corona-Rebellen" von "Stay Awake Bamberg". Interessant auch die Einschätzung des so genannten Corona-Ausschusses, für den bei den "Querdenker"-Demos in der Region permanent geworben wird.
Hier der Link zum neuesten Video von "Stay Calm Bamberg".
Nürnberg: Neonazi-Gewalt, rassistische Polizeiarbeit und Solidarität in Nürnberg / Elf Jahre nach dem Nazi-Angriff auf Berzan B. (November 2021)
Elf Jahre nach dem Nazi-Angriff in der Nürnberger U-Bahn auf Berzan B., der damals fast an seinen Verletzungen gestorben wäre, erinnert das Projekt gegenuns.de an die damaligen Ereignisse und versucht, diese in den Kontext des NSU-Terrors und des (Nicht-)Umgangs staatlicher Behörden mit rechter Gewalt einzuordnen.
Einleitend heißt es: "Als der damals 17-jährige Berzan B. am 28. April 2010 von einem vorbestraften Neonazi in der Nürnberger U-Bahn ins Koma geschlagen wird, liegt der rassistische Mord an İsmail Yaşar weniger als fünf Jahre zurück. Der Familienvater war an seinem Arbeitsplatz, einem mobilen Dönerimbissstand in der Nürnberger Scharrerstraße, vom NSU-Netzwerk getötet worden – so wie acht Jahre zuvor der Metallfacharbeiter und Änderungsschneider Abdurrahim Özüdoğru und neun Jahre vorher der Blumengroßhändler Enver Şimşek. Der Sprengstoffanschlag auf Mehmet O. und die Bar 'Sonnenschein' liegt elf Jahre zurück.
Nach jedem der rassistischen Morde an den Nürnberger Familienvätern ermittelte die Polizei ausschließlich im Familienkreis: Sie unterstellte den Ermordeten kriminelle Machenschaften und verdächtigte ihre trauernden Familienangehörigen. Diese von Rassismus und Täter-Opfer-Umkehr geprägten Ermittlungsmethoden der Polizei, die die betroffenen Familien kriminalisierte, verdächtigte und die Neonazi-Gewalt ignorierte und verharmloste, erleben auch Berzan B. und seine Familie. Aber sie bleiben damit nicht allein. Als durch antifaschistische Recherchen bekannt wird, dass Berzan von einem Neonazi schwer verletzt wurde, solidarisiert sich ein breites antifaschistisches Bündnis mit ihm und fordert Aufklärung".
Zum kompletten Artikel: hier klicken!
"Der Weg von Rohkost zum Verschwörungswahn und einer tödlichen Pseudomedizin ist nicht weit" / In Röthenbach an der Pegnitz erscheinende Zeitschrift "Die Wurzel" verbreitet Propaganda der "Corona-Rebellen"-Szene und obskure Heilungslehren (Oktober 2021)
"Der Weg von Rohkost zum Verschwörungswahn und einer tödlichen Pseudomedizin ist nicht weit", so Nicholas Potter in einem Artikel auf belltower.news (29.10.21). Der Autor verweist unter anderem auf das in Röthenbach an der Pegnitz erscheinende "Vitalkostmagazin" Die Wurzel. "Die Zeitschrift verspricht, 'über die Aktivierung der Selbstheilungshilfe' zu berichten – ob gegen Bronchitis, Herpes oder Krebs. In der neuesten Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Publikation wird vor Corona-Impfstoffen und 5G-Strahlungen gewarnt, die angeblich Zellschäden verursachen würden. Dagegen helfe Chlorophyll, behauptet der umstrittene selbsternannte Gesundheitsexperte Brian Clement aus Florida, der unter anderem Leukämie mit Vitaminen und Rohkosternährung behandelt".
Zum kompletten Artikel: hier klicken!
"Mit Nazis gegen den vermeintlichen
Faschismus?" - Broschüre zu den hiesigen "Corona-Rebellen" (November 2020)
Seit Ende April 2020 fanden auch in Nürnberg regelmäßig Kundgebungen von "Corona-Rebellen" statt, zunächst vor allem als Protest gegen die staatlich verordneten Maßnahmen und Einschränkungen angesichts der SARS-CoV-2-Pandemie. Sehr bald wurden jedoch weit darüber hinausgehende, meist rückwärtsgewandte Ziele deutlich. Zudem mischten Akteure verschiedener extrem rechter Szenen von Anfang an mit.
Das Nürnberger Bündnis Nazistopp hat die Aktivitäten dieser "Corona-Rebellen" intensiv verfolgt und kam zu erschreckenden Ergebnissen, die unter anderem in Form einer Broschüre präsentiert wurden. Das Fazit sei vorweggenommen: "Die 'Corona-Rebellen' Nürnberg: Rechtsoffen,
unsolidarisch und wissenschaftsfeindlich".
Download der Broschüre vom November 2020: hier klicken!
Amberg: Neue Recherche aus der Oberpfalz - "Die 'Identitäre Bewegung' Amberg. Neofaschistische Schläger aus dem 'Eisengau'?" (November 2019)
"Die 'Identitäre Bewegung' (IB) ist bundesweit auf dem absteigenden Ast. Im oberpfälzischen Amberg, wo es verstärkt zu rechten Straf- und Gewalttaten kommt, tritt indes eine neu gegründete Gruppe in Erscheinung. Ihr führender Aktivist war bis Ende letzten Jahres bei der Neonazipartei 'Der III. Weg' aktiv".
Zur kompletten Recherche auf aida-archiv.de: hier klicken!
Hof: Neues Buch beleuchtet das Schicksal jüdischer Familien in der oberfränkischen Stadt / "Von der roten zur braunen Stadt" (Juli 2019)
"Hof entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit von einer Hochburg der Sozialdemokratie zu einer führenden Nazi-Kommune", schreibt Olaf Przybilla in seiner Rezension des Buches "Jüdische Familien in Hof an der Saale" von Ekkehard Hübschmann, erschienen 2019 im Transit Verlag Berlin. Die Gründe für diese Kräfteverschiebung werden in der Publikation nicht genauer analysiert. Bei den bayerischen Landtagswahlen am 12. Januar 1919 erzielte die USPD, eine linke SPD-Abspaltung, im Wahlbezirk Hof I immerhin 51,2 %, in Hof II 48,9% der Stimmen.
Im Mittelpunkt der Publikation steht die Darstellung der Schicksale jüdischer Familien, die in Hof gelebt haben. Es fällt auf, dass in dieser Stadt die antisemitische Hetze bereits kurz nach dem ersten Weltkrieg einsetzte und den dortigen Juden das Leben schwer machte. Antisemitische Boykottaufrufe, Gewaltandrohungen auf offener Straße, Mobbing und sozialer Ausschluss in der Schule usw. Und das bereits zehn Jahre vor dem offiziellen NS-Machtantritt, ohne relevanten Widerstand, folgt man dem Autor. Auch in Hof scheint die Nazi-Ära wie in anderen mittel- und oberfränkischen Orten bereits lange vor 1933 begonnen zu haben.
sueddeutsche.de ("Von der roten zur braunen Stadt", 9.7.2019): hier klicken!
Bayern: Rechtsradikale Landtagskandidaten der bayerischen AfD? (Oktober 2018)
Eine lesenswerte Reportage von correctiv.org (12.10.18) beschäftigt sich mit der Behauptung des bayerischen AfD-Landeschefs Martin Sichert, dass sich seine Partei von extrem rechten Organisationen abgrenze: "Uns liegen interne Dokumente vor, die ein anderes Bild zeigen: Martin Sichert selbst entblößte schon vor Jahren in Facebook-Posts sein rechtsradikales Geschichtsbild. In der AfD gibt es ehemalige NPD-Mitglieder. Landtagskandidaten gehen in Bayern mit Neonazis und der Identitären Bewegung auf Demonstrationen. Die Dokumente zeigen zudem, dass die Partei in den letzten Jahren immer extremer wurde. Heute kandidieren Personen für den bayerischen Landtag, die früher untragbar gewesen wären".
Zum kompletten Text: hier klicken!
Zusätzliche einschlägige Informationen über Personen und Inhalte der AfD in Nordbayern sind der immer noch sehr lesenswerten Broschüre "Braune Soß aus Nordbayern" zu entnehmen. Weitere Infos siehe Artikel unten; Bestellungen (7 Euro zzgl. Porto und Verpackung) an: mail@argumente-netzwerk.de
Nürnberg: Neue Broschüre "Braune Soß aus Nordbayern" erschienen! Bestellungen an: mail@argumente-netzwerk.de / Kaufen bei ver.di, Gewerkschaftshaus Nürnberg, Raum 5.20 (Oktober / November 2017)
Fünf Jahre nach dem Erscheinen der Vorgängerbroschüre liegt nun die neue "Braune Soß aus Nordbayern" vor, herausgegeben vom Berliner Verein argumente - Netzwerk antirassistischer Bildung e.V., erstellt von Aktiven aus Nordbayern.
Neue "Braune Soß" erschienen! Inhaltsverzeichnis vergrößern: Cursor auf Grafik setzen, rechte Maustaste drücken, "Grafik anzeigen" drücken
In den vergangenen Jahren ist auch im nordbayerischen Raum eine neue soziale Bewegung von rechts entstanden, die dringend beschrieben und analysiert werden musste. Symptome dieser neuen völkischen Bewegung, deren Teile sich mehr oder weniger aufeinander beziehen, sind unter anderem: Die permanente Straßenpräsenz verschiedener Pegida-Ableger und neonazistischer Gruppierungen, die Wahlerfolge der immer weiter nach rechts rückenden AfD, die Radikalisierung der rassistischen Alltagssprache sowie die eskalierende Gewalt gegen Geflüchtete und deren Unterkünfte. Weiterlesen: hier klicken!
Die Herausgabe der Publikation wurde finanziell unterstützt durch: Bürgerforum Gräfenberg, DIDF (Föderation demokratischer Arbeitervereine), Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kreisverband Nürnberg, Grüne Liste Erlangen, Interventionistische Linke Nürnberg, Nordbayerische Bündnisse gegen rechts, Nürnberger Bündnis Nazistopp, Ver.di Bezirk Mittelfranken, VVN-BdA Kreisvereinigung Nürnberg/Fürth und Landesverband Bayern.
Die Broschüre ist direkt erhältlich bei ver.di, Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7, Raum 5.20 (5. Etage, Mo bis Do 8-17 Uhr, Fr 8-13 Uhr), im Infoladen Benario in Fürth, Nürnberger Str. 82 (Mi ab 19 Uhr, Fr ab 20 Uhr) sowie im Jugendhaus Erlangen, Wöhrmühle 7 (Mo 18.30-20 Uhr). Ein Einzelexemplar kostet 7 Euro, ab 10 Expl. 6 Euro, ab 50 Expl. 5 Euro und ab 100 Expl. 4 Euro (jeweils zzgl. Porto und Verpackung bei Zusendung per Post). Bestellungen per Email bitte an die Adresse mail@argumente-netzwerk.de (Verein argumente - Netzwerk antirassistischer Bildung e.V., Berlin).
Kompakte Informationen zu Preisen und Versandkosten: hier klicken!
(13.10.17)
nordbayern.de ("Broschüre deckt auf: So groß ist Frankens rechte Szene", 19.10.2017): hier klicken!, endstation-rechts-bayern.de ("Braune Soß aus Nordbayern", 15.10.2017): hier klicken!
Nordbayern: Deutscher Identitären-Boss lebt bei Erlangen und war früher in der verbotenen HDJ (April 2017)
Auf zeit.de (26.4.17) ist ein umfangreicher Artikel über die "Scheinriesen" der extrem rechten Identitären Bewegung (IB) erschienen. Die greenpeace-artigen Methoden der selbst ernannten Bewegung werden dargestellt, aber auch deren Verflechtungen ins Neonazi- und sonstige rechte Milieu. Interessant: Der deutsche IB-Boss Nils Altmieks lebt in der Nähe von Erlangen und war früher aktiv in der nun verbotenen neonazistischen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ).
zeit.de ("Die Scheinriesen", 26.4.17): hier klicken!
Nürnberg: Broschüre "Kritik an der geschönten und verkürzten Darstellung zahlreicher Künstlerbiografien der Nazizeit im Nürnberger Künstlerlexikon" erschienen (März 2016)
Im Rahmen eines Pressegesprächs am 4. März im Nürnberger Gewerkschaftshaus wurde eine neue, 22-seitige Broschüre mit dem Titel "Kritik an der geschönten und verkürzten Darstellung zahlreicher Künstlerbiografien der Nazizeit im Nürnberger Künstlerlexikon" vorgestellt.
Der im Nürnberger Bündnis Nazistopp aktive Autor, Max Gnugesser-Mair, schrieb in der Einleitung unter anderem: "In der postnazistischen Gesellschaft der 1950er Jahren konnten zahlreiche vormals nationalsozialistische FunktionsträgerInnen ihre Karrieren fortsetzen. Biografien
wurden häufig geschönt oder auch gänzlich umgeschrieben. Das 2007 im renommierten Saur-Verlag erschienene Nürnberger Künstlerlexikon atmet noch ein halbes Jahrhundert später diesen Geist. Nicht wenige Artikel, die sich KünstlerInnen
widmen, die zwischen 1933 und 1945 für das NS-Regime aktiv waren, beinhalten relevante Auslassungen, Beschönigungen oder Verkürzungen".
Das vierbändige Nürnberger Künstlerlexikon gilt mittlerweile als Standardwerk zum Thema Nürnberger Künstlerbiografien. Umso notwendiger erscheint die kritische Ergänzung und Korrektur der KünstlerInnenbiografien der NS-Zeit.
Die Publikation wurde durch die Gewerkschaft ver.di sowie das Nürnberger Bündnis Nazistopp unterstützt.
Die Broschüre zum Download: hier klicken!
(4.3.16)
Bayern: Rassistische Einstellungen weit verbreitet (April 2015)
Die neuesten, auf Bundesländer heruntergebrochenen Daten der Leipziger Forschungsgruppe, die alle zwei Jahre ihre "Mitte"-Studie auf den neuesten Stand bringt, sind laut sueddeutsche.de (6.4.15) für Bayern besorgniserregend: "Jeder Dritte (33,1 Prozent) hier teilt ausländerfeindliche Einstellungen, jeder Achte (12,6 Prozent) stimmt antisemitischen Aussagen zu. Damit sind ausländerfeindliche und antisemitische Einstellungen in Bayern so weit verbreitet wie in fast keinem anderen Bundesland". Nur im Bundesland Sachsen-Anhalt seien die entsprechenden Werte noch ausgeprägter.
sueddeutsche.de ("Ausländerfeindliche Einstellungen in Bayern weit verbreitet", 6.4.15): hier klicken!
Bayern: "Fünf NSU-Morde in Bayern – und alles bleibt wie es ist?" - Neue informative Broschüre der Nordbayerischen Bündnisse gegen Rechts (NBB) zum Thema erschienen! (Oktober 2014)
Eine neu erschienene Broschüre mit dem Titel "Fünf NSU-Morde in Bayern – und alles bleibt wie es ist?" versucht unter anderem, die Arbeit des bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses kritisch zu bilanzieren und den Wissensstand zum Thema "NSU und bayerische Naziszene" zusammenzufassen. Erstellt wurde die Publikation von Aktiven der Nordbayerischen Bündnisse gegen Rechts (NBB), herausgegeben von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Bamberg.
Besonders spannend und aufschlussreich sind die Beiträge, die die Aktivitäten der Nazi-Szene in den 1990er Jahren beschreiben. In diesen Jahren der blutigen Pogrome gegen Flüchtlinge entstand der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU), in diesen Jahren war aber auch hiesige Naziszene extrem aktiv. Nachdenklich und wütend macht die Dokumentation der Aktivitäten der fränkischen Neonazis nach Aufdeckung der NSU-Morde im November 2011. Die Szene tauchte nicht ab, ganz im Gegenteil: Drohungen gegen MigrantInnen und Terror gegen AntifaschistInnen eskalierten. Autos wurden angezündet und schwer beschädigt, Aktive bedroht und beleidigt. Aufgeklärt wurden die dokumentierten Übergriffe so gut wie gar nicht.
Die Broschüre ist zum Preis von 3,50 Euro ab sofort erhältlich im Gewerkschaftshaus Nürnberg am Kornmarkt, im Rechtsschutzbüro der Gewerkschaft ver.di (Raum 5.20, 5. Stock, 8 bis 16 Uhr). Bestellungen per Email an nbb_gegen_rechts@yahoo.de, Preis 5 Euro pro Exemplar incl. Porto und Verpackung. Zusendung nach Zahlung per Vorkasse, Kontoverbindung wird per Mail zugeschickt.
Zum Inhaltsverzeichnis der Broschüre: hier klicken!
"Die gesamte Bandbreite neonazistischer Ideologie-Versatzstücke transportiert" - Analyse einiger Texte des Neonazi-Konzerts in Scheinfeld im Oktober 2013 (Januar 2014)
Das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) Nürnberg hat sich die Mühe gemacht, einige Texte der Neonazibands zu analysieren, die bei einem großen Neonazikonzert im mittelfränkischen Scheinfeld am 12. Oktober 2013 auftraten. Das Fazit: "Die Auswertung der Texte hat gezeigt, dass in Scheinfeld die gesamte Bandbreite neonazistischer Ideologie-Versatzstücke transportiert werden konnte. Zivilgesellschaftlicher Widerstand und eine kritische Auseinandersetzung mit den über solche Konzerte vermittelten Inhalten sind dringend notwendig."
Die komplette ISFBB-Analyse vom Januar 2014 "Großes Neonazikonzert in Scheinfeld 2013 – Anmerkungen zu einigen Songtexten": hier klicken!
Mittel- und Oberfranken: "Aufklärung muss man selber machen". Neue Broschüre "Braune Soß aus Franken – Strukturen der Neonazis und extrem Rechten in Mittel- und Oberfranken und der Widerstand dagegen" erschienen (Mai 2012)
Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde am Sonntag, den 30. April 2012 die neue Broschüre "Braune Soß aus Franken – Strukturen der Neonazis und extrem Rechten in Mittel- und Oberfranken und der Widerstand dagegen" vorgestellt. Ein Vertreter der HerausgeberInnen, des Berliner Vereins "Argumente – Netzwerk antirassistischer Bildung e.V." und VertreterInnen regionaler Bündnisse diskutierten das neue Druckwerk. "Aufklärung muss man selber machen", so der Argumente-Vertreter angesichts der aus den Untersuchungsausschüssen hervortröpfelnden Halbwahrheiten und angesichts der Vertuschungsversuche staatlicher Behörden in Sachen NSU-Morde.
Die Broschüre (96 Seiten, Format DIN A 4) ist sehr empfehlenswert. Bestellungen zum Preis von 6 Euro zzgl. Porto und Verpackung sind möglich über die Mail-Adresse mail@argumente-netzwerk.de
In Nürnberg kann die "Braune Soß" auch bei ver.di, K.I.B.S. im Erdgeschoß des Gewerkschaftshauses, Kornmarkt, erworben werden (Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr und 12.30 Uhr bis 16.30 Uhr sowie Freitag 8.30 Uhr bis 13.00 Uhr). Spenden zur Unterstützung des Projekts und zur Deckung der Druckkosten sind erwünscht:
Argumente e.V., Stichwort: SoKo Kesselfleisch, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Konto: 32 85 900.
Finanziell unterstützt wurde die Broschüre durch die Gewerkschaft ver.di Mittelfranken, das Bürgerforum Gräfenberg, die Grüne Liste Erlangen, den Bundestagsabgeordneten Harald Weinberg, die Migrantenorganisation DIDF Nürnberg sowie die VVN-BdA Bayern. Christine Stahl, Mitglied des Bayerischen Landtags, hat ein Grußwort beigesteuert.
Auszüge aus der aktuellen Pressemitteilung der Recherchegruppe "SoKo Kesselfleisch":
"Franken war bereits in der Weimarer Republik eine Hochburg des Antisemitismus und folglich auch des Nationalsozialismus und gilt bis heute als eines der Aktionszentren neonazistischer Gruppierungen in Deutschland. Die AutorInnen der „SoKo Kesselfleisch“, die akribisch recherchiert und die Broschüre in ehrenamtlicher Arbeit erstellt haben, begnügen sich nicht mit der bloßen Darstellung regionaler neonazistischer Erscheinungsformen wie z.B. des „Freien Netz Süd“ oder der „Kameradschaft Altmühltal“. Ein wichtiger Schwerpunkt der Broschüre ist die Darstellung des Widerstandes gegen Neonazis im Raum Franken. So werden Kriminalisierungsversuche antifaschistischen Widerstandes durch Polizei und Behörden dargestellt, ebenso wie das lange Zeit offiziell praktizierte und von den AutorInnen als unwirksam angesehene „Aktive Ignorieren“ neonazistischer Aktivitäten in Nürnberg. „Nazis in Nürnberg – gefährlich und unterschätzt“ lautet ein Beitrag, der u.a. die Ideologie und Praktiken der beiden Stadträte der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ in Nürnberg darstellt und analysiert. Dargestellt wird auch der jahrelange intensive und schließlich erfolgreiche Widerstand gegen über vierzig Neonaziaufmärsche in der oberfränkischen Kleinstadt Gräfenberg von 2006 bis 2009 sowie die antifaschistischen Proteste, die zur Schließung des Tönsberg-Ladens führten, einem Geschäft in der Nürnberger Innenstadt, in dem Kleidung der Marke Thor Steinar verkauft worden war. Die Buchautorin und Journalistin Andrea Röpke macht auf die nationalsozialistische Kindererziehungsmethoden der seit 2009 verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) aufmerksam, die auch in Franken aktiv war.
Ein weiterer Artikel widmet sich der rechten Gewaltwelle gegen AntifaschistInnen in Fürth. Unter die Lupe genommen werden auch die Immobilienkäufe mit rechtem Hintergrund sowie die Selbstdarstellung des „Zentralrat Souveräner Bürger“, einer Gruppierung aus dem Millieu der „Kommissarischen Reichsregierungen“. Beleuchtet werden weiterhin die seit zehn Jahren stattfindenden extrem rechten „Lesertreffen“ unter Beteiligung des norddeutschen Verlegers Dietmar Munier auf Schloss Weißenstein im oberfränkischen Pommersfelden. Nicht fehlen darf die auch in Franken aktive antisemitische „Germanische Neue Medizin“, deren Propagandisten teilweise haarsträubende judenfeindliche Theorien vertreten."
Biografien über Schickedanz, Diehl & Co.: "Schöllgens Bücher lesen sich, als seien sie vor 50 Jahren verfasst worden" (Mai 2011)
"Gregor Schöllgen von der Uni Erlangen und Privatbüros bieten Firmen an, gegen Honorar ihre Firmengeschichte zu schreiben. Ist das Wissenschaft?"
Dies fragt Christian Staas einleitend in einem Artikel für Zeit Online (4.5.11). Für die Region ist diese Fragestellung vor allem deshalb interessant, weil der Historiker Schöllgen biografische Arbeiten über hiesige Firmen und Firmenchefs mit "Verstrickungen" in der Nazizeit veröffentlicht hat.
Staas argumentiert: "Alle vier Bücher folgen demselben Erzählmuster der klassischen Heldengeschichte. (...) In allen vieren schließlich finden sich wortgleiche Textbausteine, vor allem in den Kapiteln über die NS-Zeit, wobei der immer gleiche Parcours von Argumenten durchlaufen wird. Station eins: der Eintritt in die NSDAP. Station zwei: Expansion durch »Arisierung« jüdischer Betriebe. Station drei: Beschäftigung von Zwangsarbeitern. Station vier: Entnazifizierung.
Entsprechend ähneln sich die Ergebnisse. Diehl, Brose, Schickedanz und einer der Schöller-Brüder sind in die NSDAP eingetreten, um Schlimmeres von Firma und Heimatstadt abzuwenden, nicht aber aus Überzeugung. »Arisierung«? Nein, in allen Fällen sei zwar jüdischer Besitz aufgekauft worden, aber es habe sich um gewöhnliche Verkäufe gehandelt zu verhältnismäßig fairen Preisen. Die Zwangsarbeiter seien gut behandelt worden. Und so steht das Urteil fest, in Übereinstimmung mit den Spruchgerichtskammern, die nach 1945 in den Entnazifizierungsverfahren entschieden haben: Diehl, Brose, Schickedanz und der Schöller-Bruder waren Mitläufer – außen braun, innen aber allein einer ökonomischen Ratio verpflichtet."
Dass diese das "Engagement" deutscher Firmen in der NS-Zeit verharmlosende Erzählweise mittlerweile auch in Fachkreisen kritisiert wird, ist lobenswert.
Der gesamte Artikel von Zeit Online: ("Die Firma zahlt"): hier klicken!
Nürnberg, Fürth, Gräfenberg: Kontroversen um die braunen Jahre. Regionale Vergangenheitsbewältigung ist noch lange nicht abgeschlossen (Gustav Schickedanz) bzw. fängt gerade erst an (Dr. Carl Ittameier) (November 2009)
Der Fall Gustav Schickedanz: Im Herbst 2009 wärmte die "Abendzeitung Nürnberg" (AZ) einige Legenden zum Quelle-Gründer in Form einer Artikelserie erneut auf. Wir entgegnen mit einer Zusammenfassung neuerer Publikationen der beiden Nürnberger Historiker Dr. Eckart Dietzfelbingen und Peter Zinke. Zu unserem Artikel "Der gereinigte Gustav": hier klicken!
Der Fall Dr. Carl Ittameier: Am 13.11.09 fand im völlig überfüllten Gräfenberger evangelischen Gemeindehaus ein Vortrag des Historikers Dr. Thomas Greif zum Thema "Gräfenberg und der Nationalsozialismus (1930-1945)" statt. Kernaussage des Referenten: Gräfenberg war vor allem in den Jahren vor 1933 eine "braune Hochburg". Dies zeigte sich erstens in der Tatsache, dass sich der zweitgrößte Ort des damaligen Kreises Forchheim Anfang der 1930er Jahre zum zunehmend bestimmenden Zentrum der Partei in der Region entwickelte. Von dort aus, getragen u.a. von der äußerst aktiven Gräfenberger NSDAP-Ortsgruppe, wurde die ganze Umgebung propagandistisch durchdrungen. Ortsgruppenleiter war ab 1930 der in Gräfenberg ansässige Arzt Dr. Ittameier (1882 - 1978). Konsequenterweise wurde nach der NS-Machtübernahme zunächst Gräfenberg und nicht Forchheim Sitz der NSDAP-Kreisleitung; Ittameier wurde zum Kreisleiter ernannt.
NSDAP-Wahlergebnisse von teilweise deutlich über 80% bei den letzten freien Wahlen deuten zweitens darauf hin, dass die Nationalsozialisten in Gräfenberg - wie in einigen anderen Regionen Mittel- und Oberfrankens - bereits vor 1933 mental die Macht ergriffen hatten.
Im Zentrum der Kontroverse stand die Person Dr. Ittameier, von einigen älteren GräfenbergerInnen beschönigt und mit den in solchen Fällen üblichen Konstruktionen ("war kein schlechter Mensch", "lebte neben einer Jüdin", "rettete ein behindertes Kind" usw.) dargestellt und verteidigt. Diesen teilweise widerlegbaren Zeitzeugen"erinnerungen" stellte Greif unbestreitbare Fakten zur Seite: Ittameier war 1936 an der Zerstörung von Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof Ermreuth beteiligt. Weiter wirkte er in der Pogromnacht im November 1938 in Forchheim an der Spitze einer Abteilung von Nazis, die brandschatzend, zerstörend und Juden angreifend durch die Stadt zogen. Dafür wurde er 1949 vom Landgericht Bamberg als einer der Haupträdelsführer wegen schweren Land- und Hausfriedensbruchs zu einer Strafe von fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Nach dem Krieg von der Spruchkammer als "Hauptschuldiger" eingestuft, verbüßte er seine Haftstrafe und lebte danach noch viele Jahre in Gräfenberg.